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Exkurs - Das Warschauer Ghetto im Zweiten Weltkrieg

Errichtung und geografische Lage

Das Warschauer Ghetto, von den deutschen Besatzungsbehörden als „Jüdischer Wohnbezirk in Warschau“ bezeichnet, wurde im Herbst 1940 im Stadtzentrum von Warschau errichtet. Es war das größte Ghetto des Deutschen Reichs und eines der größten in Europa, in das über 350.000 Juden aus Warschau und den umliegenden Regionen sowie aus anderen besetzten Gebieten zwangsweise eingepfercht wurden. Das Ghetto lag westlich der Altstadt im Stadtteil Wola, abgegrenzt durch Mauern und Hinterhäuser, und wurde ab Mitte November 1940 durch eine etwa drei Meter hohe Mauer komplett von der restlichen Stadt abgeriegelt.

Lebensbedingungen und Verwaltung

Die Bedingungen im Warschauer Ghetto waren extrem beengt und menschenunwürdig. Auf engem Raum lebten zu Spitzenzeiten Hunderttausende von Menschen zusammen, ohne ausreichende Versorgung mit Nahrung, Medikamenten oder hygienischen Einrichtungen. Armut, Hunger, Krankheiten und Todesraten waren hoch.

Die deutsche Besatzungsmacht setzte einen sogenannten Judenrat ein, der die inneren Verwaltungsaufgaben übernehmen sollte. Vorsitzender war Adam Czerniaków, der versuchte, zwischen den deutschen Forderungen und den Nöten der Ghettobewohner zu vermitteln. Die sogenannte Transferstelle regelte den Wirtschaftsverkehr zwischen Ghetto und „arischer“ Seite der Stadt. Viele Bewohner mussten Zwangsarbeit leisten, um überleben zu können.

Deportationen und Vernichtung

Ab dem 22. Juli 1942 begann die sogenannte „Große Aktion“, in deren Verlauf Hunderttausende der Ghettobewohner in das NS-Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden. Die SS vollzog diese Deportationen im Rahmen der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, der sogenannten „Endlösung der Judenfrage“.

Durch die Deportationswellen wurde das Ghetto stetig verkleinert, bis es nur noch ein sogenanntes Restghetto blieb, dessen verbliebene Bewohner oft von ihren Verwandten abgeschnitten waren. Viele versuchten, sich durch Arbeit in deutschen Betrieben oder auf „arischer“ Seite vor der Deportation zu schützen, doch Ende 1942 wurden auch diese Möglichkeiten zunehmend genommen.

Widerstand und Aufstand

Am 19. April 1943 begann der bewaffnete Aufstand im Warschauer Ghetto, organisiert durch die Jüdische Kampforganisation (polnisch Żydowska Organizacja Bojowa, ŻOB). Die Ghettobewohner leisteten mehreren Wochen lang heftigen Widerstand gegen die völlige Vernichtung durch die SS unter Jürgen Stroop. Erst im Mai 1943 wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen, indem das gesamte Ghetto systematisch niedergebrannt und zerstört wurde.

Nur wenigen Aufständischen gelang die Flucht, meist über das Kanalisationssystem. Die überlebenden Insassen wurden kurz danach getötet oder in Vernichtungslager verschleppt.

Nachwirken und Erinnerung

Das Warschauer Ghetto steht als Symbol für das Leid, die unmenschlichen Lebensbedingungen und den verzweifelten Widerstand der jüdischen Bevölkerung gegen die nationalsozialistische Vernichtungspolitik. Heute erinnern zahlreiche Gedenkstätten und Museen an das Ghetto, den Aufstand und die Opfer der Shoah.

Quellen und weiterführende Literatur



Weitere Hintergrundinformationen:

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